Freiwillige Feuerwehr Reusch

Vorschaubild Freiwillige Feuerwehr Reusch

Vorschaubild Freiwillige Feuerwehr Reusch

Die königlich bayerische Werbung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zur Gründung Freiwilliger Feuerwehren, brachte für Reusch nichts gänzlich neues, sondern vielmehr eine notwendige und sinnvolle Re-Organisation des bis dahin auf einem Gemeinschaftsgeist bestehenden Feuerschutzes.


So wurde in Reusch schon im Jahre 1876 eine freiwillige Feuerwehr gegründet. Damit begann der uns namentlich nicht mehr bekannte Schreiber mit seinen ersten feuerwehreigenen Aufzeichnungen. Leider beschränken sich diese in den Anfangsjahren zunächst nur auf die fein säuberlich geführten Mitgliederlisten. Aber selbst wenn uns, wie vielen anderen Wehren, keine näheren geschichtlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit vorliegen, ist aus der sorgfältigen Mitgliederfortschreibung doch erkennbar, dass die freiwillige Feuerwehr sich bereits seit ihrer Gründung einer sehr gut geordneten Führung und einer wohldurchdachten Einteilung unterordnete.


Die Führungsaufgaben oblagen den gewählten „Chargen“. Ja bereits damals brauchte man als tüchtige Führer der Wehr neben dem Vorstand einen Kommandanten, Adjutanten, die Zugführer des Steigerzuges, einen oder auch zwei Zugführer des Spritzenzuges, einen Saugzugführer, Hornisten, Fahnenträger, Kassier, Zeugwart und Spritzenmeister. Man brauchte aber auch damals wie heute noch eine genügende Anzahl zuverlässiger Männer, die ganz dabei sind und eingedenk des Spruches handeln:


Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr Reusch lag bereits vor der Jahrhundertwende bei 75 aktiven Feuerwehrleuten. Eine stattliche Zahl, der damals 481 Einwohner zählenden Gemeinde Reusch.


Näheres über die Geschichte und Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Reusch erfahren wir in den Chronik- und Protokollaufzeichnungen, die der damalige Kommandant und spätere Bürgermeister Ludwig Veeh im Jahre 1898 begann. Mit Stolz konnte der Chronist in das Protokoll vom 25.01.1898 eintragen, dass die vollständige Uniformierung im Jahre 1897 mit einem Kostenaufwand von 656 Reichsmark 94 Pfennig vollendet wurde. Beklagt wurden in diesem wie auch in den Folgejahren die sicher nicht von ungefähr kommenden Strohhaufenbrände in der Gemeindeflur.


Die Feuerwehr sah sich schon damals wie auch heute noch nicht nur als sicheren Schutz gegen Feuersgefahr. Sie war schon immer eine tragende Säule unseres Kulturgutes und des trotz Technik und des Fortschrittes notwendigen Gemeinschaftsgeistes, dazu darf ich sehr treffend aus der Chronik einer Feuerwehr unseres Steigerwaldraumes zitieren:
 „Die freiwillige Feuerwehr ist auch eine Quelle der schönsten Bürgertugenden, des edelsten Gemeinsinnes, ein Gut, das allen Berufen, allen Parteien gleich heilig und gut ist.“


So wurde trotz schwieriger Bedingungen bis weit in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts von den freiwilligen Feuerwehren gemeinschaftlich eine Sterbekasse getragen. Schon im Jahre 1898 berichtet der Schreiber, dass die gesamten Einnahmen der Sterbekasse ausgegeben werden mussten. In den Jahren 1899 wurden in der kleinen Dorfgemeinde Reusch 67 und 1900 bereits 72 Hinterbliebene finanziell unterstützt.


Nach einem statistischen Bericht vom Jahre 1913 zählte die Freiwillige Feuerwehr Reusch 65 Mitglieder und hatte als Löschausrüstung neben der voll funktionsfähigen Spritze ohne Saugwerk und dem Hydrophore, 1 tragbaren Schlauchhaspel, etliche Leitern sowie 255 Meter Hanfschläuche.


In den folgenden Jahren des 1. Weltkrieges kam auch für die Gemeinde und die freiwillige Feuerwehr Reusch eine notvolle und traurige Zeit. Von 1914 – 1918 blieben auf den Schlachtfeldern 19 Mitglieder. 36 Feuerwehrleute, das war mehr als die halbe Mannschaft, waren zum Kriegsdienst eingezogen.


Erfreulich war aber, dass im Jahre 1917 trotz der Wirrnisse dieser Zeit mit einem Kostenaufwand von 550 Reichsmark eine fahrbare Feuerwehrleiter angeschafft werden konnte. Bis in die 1980er Jahre war diese Leiter noch im Einsatz. Inzwischen gehört sie zusammen mit der alten Feuerwehrspritze und dem Hydrophore zum wohlbehüteten Altertum der Reuscher Wehr.


In den 1920er Jahren berichtet der Chronist von mehreren schweren Bränden in Geckenheim und Weigenheim, bei denen die Wehr zu Hilfe eilen musste. Aus diesen Einsätzen in den Nachbarorten ergab sich auch die Notwendigkeit eines fahrbaren Schlauchhaspels, der dann 1929 zum Preis von 171 Reichsmark angeschafft wurde und wertvolle Dienste leistete.


Nachdem zwischenzeitlich die Technik auch auf dem Lande Einzug hielt, wurde 1935 eine Motorspritze angeschafft, die nach Ausbildung der Bedienungsmannschaft und erfolgreicher Abschlussprüfung feierlich übergeben wurde. Mit diesem Eintrag wurde für die Zeit des „1000jährigen Reiches“ bis zur Nachkriegswährungsreform die Protokollführung unterbrochen. Für diesen Zeitraum kann nur auf Erinnerungen und private Aufzeichnungen zurückgegriffen werden.


Bereits mit dem damaligen Reichsarbeits- und Militärdienst wurden viele junge Feuerwehrmänner eingezogen und schwächten die Wehr erheblich. Nach Ausbruch des Krieges und dem „Dienst fürs Vaterland“ wäre es um die Feuerwehr schlecht bestellt gewesen, hätten nicht die jungen Frauen und Mädchen der Gemeinde die Initiative zum Feuerwehrdienst ergriffen. Eine volle Löschgruppe der damaligen Frauenschaft ließ sich im Umgang mit den vorhandenen Gerätschaften zum tatkräftigen Feuerwehrdienst ausbilden. Auch stellte sich diese Frauengruppe sogar mit Bravour einer Inspektion in Weigenheim. Doch auch sie konnten in den verheerenden Kriegstagen im April 1945 nicht viel retten. Neben der Kirche wurden in der damals 365 Einwohner zählenden Dorfgemeinde Reusch 33 Scheunen, 15 Stallungen und 2 Wohnhäuser zusammengeschossen und sind zum größten Teil abgebrannt. An größere Löscheinsätze war nicht zu denken, man musste vor allem sich und das lebensnotwendige Vieh in Sicherheit bringen. Die Zahl der Opfer im 2. Weltkrieg war sehr hoch. 28 Männer in den besten Jahren blieben auf dem „Feld der Ehre“. Bei den Angriffen in und um Reusch hat es 20 Tote gegeben, davon 4 unbeteiligte Zivilisten.


Im Mai 1949 berichtet uns der Schreiber nach 13jähriger Pause, dass auf Befehl der amerikanischen Militärregierung bereits im September 1945 die Wehr wieder neu aufzustellen war. Der Kommandant, Maschinist und die Zugführer waren auf Befehl der Besatzungsmacht zu benennen. Es braucht dabei sicher keiner weiteren Erläuterung, daraus die wichtige Funktion der Feuerwehr zu erkennen.


Noch bis in die 1950er Jahre brauchte die Feuerwehr, bis die Material- und Geräteschäden aus den Kriegsjahren behoben waren. Mit Dank konnte der Kommandant 1951 berichten, dass es seit dem Krieg in unserem Dorf zu keinem Brand mehr kam.


Im Jahre 1957 traf die Freiwillige Feuerwehr Reusch der plötzliche Unfalltod ihres damals erst 26jährigen Kommandanten Philipp May sehr hart. Sein Ziel, die Wehr besser auszurüsten und auszubilden, durfte er nicht mehr erleben. 1960 wurden die alten und brüchigen Schläuche ersetzt und schon ein Jahr später kam eine neue Tragkraftspritze TS 8/8, die erstmals auch einen vernünftigen Wasserdruck brachte.


Besseres Gerät verlangte aber auch noch eine bessere Ausbildung der Mannschaften. Seit dem Jahre 1965 wetteifert die Wehr in der Ablegung von Leistungsprüfungen, standardmäßig „die Gruppe im Löscheinsatz“, doch im Jahr 2002 erstmals auch im Bereich der technischen Hilfeleistung. Nicht zuletzt durch spezielle Kurse an der Würzburger Feuerwehrschule und auf Landkreisebene haben wir hervorragende Maschinisten, Truppführer, Gruppenführer und Sprechfunker in unseren Reihen.


Bis in die 1950er Jahre war die Reuscher Feuerwehr bei Übungen und im Brandfall auf das Wasser des sich durch den Ort schlängelnden Iffbaches angewiesen, das für einen Großbrand niemals gereicht hätte. Hier brachte die Fernwasserversorgung im Jahre 1956 sowohl für die Dorfbewohner bei den immer wiederkehrenden Trockenzeiten als auch für die Feuerwehr mit einer ausreichenden Zahl von Hydranten neben dem beruhigenden Gefühl auch das köstliche Nass direkt ins Haus.

 

Fahrzeug


Mit Beseitigung der sich jährlich wiederholenden Hochwasserplage durch die unterirdische Bachbettverlagerung in den Jahren 1965 bis 1968 wurde auch ein großes Wasserrückhaltebecken an der Ostseite des Bacheinlaufes gebaut, das eine ausreichende Löschwasserversorgung gewährleistet. Nach der Dorfvermessung in den Jahren 1981/82 ergab sich dann auch die Lösung, dass unmittelbar am Stauwehr ein geeigneter Platz für die Errichtung eines neuen Feuerwehrhauses zu erwerben war. Bei dessen Bau die Kameraden 1036 Stunden an Eigenleistung erbrachten. Erfreulicherweise wurde dies von der Gemeinde 1986 mit der Anschaffung eines gebrauchten LF 8 (Baujahr 1960), dass bei uns als Tragkraftspritzenfahrzeug eingesetzt wurde, belohnt. Bis ins Jahr 2011 war dieses Fahrzeug voll im Einsatz, bis wiederum ein gebrauchtes LF 8, Baujahr 1985, in dienstgestellt wurde. Was aufs Neue einen Quantensprung in der Geschichte der Reuscher Wehr darstellt, da wir nun auch über den BOS-Funk verfügen können.


„Die Freiwillige Feuerwehr tut aber nicht nur bei den Schrecken des Feuers ihre Pflicht, sie ist und war immer zur Stelle, wenn es um das Gemeinwohl not am Mann war.“ So war die Mannschaft häufig bei Dorfverschönerungsaktionen im Einsatz. So hat also auch in diesem Bereich die Feuerwehr ihren Anteil daran, dass Reusch mittlerweile als Kleinod der mittelfränkischen Bocksbeutelstraße gilt.


Neben den eigentlichen Aufgaben gehörte es von Anfang an geradezu zum Konzept der Freiwilligen Feuerwehr, dass die Kameradschaft und Geselligkeit gepflegt wird. Darum wurden bereits nach den Gründungsjahren regelmäßig Weihnachtsfeiern mit Christbaumverlosungen und in den 1920er Jahren gutbesuchte Feuerwehrbälle abgehalten. Tradition hatte in Reusch auch die legendäre „Grillsau“, die aus organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen mittlerweile dem „Makrellengrillen“ gewichen ist. Als erstes Highlight im Jahresreigen gilt seit Jahrzehnten der „Feuerwehrfaschingstanz“ in der Musikhalle, der Jahr für Jahr neue Anekdoten und Geschichten produziert und uns in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit eines Feuerwehrausflugs gibt. Für das Leben auf dem Dorf hat diese Seite der Freiwilligen Feuerwehr, die Menschen zum gegenseitigen Austausch zusammenzuführen, gewiss eine wesentliche Bedeutung.


Zum heutigen Tage, zählt die Freiwillige Feuerwehr Reusch 62 Mitglieder, die sich in Aktive und Reservisten aufteilen. Doch ist es leider auch in Reusch mittlerweile so, dass nicht mehr jeder Bürger bereit ist, den Dienst am Nächsten zu bestreiten. In unserem doch relativ kleinen Dorf kommen wir auf sage und schreibe 2 komplette Löschgruppen die uns nicht zur Verfügung stehen, was meiner Ansicht nach viel zu viel ist. Doch sei dazu noch gesagt, dass wir bei Brand- bzw. Unglücksfällen dennoch zur Hilfe kommen und einem jeden die Tür zum Feuerwehrhaus offen steht.


Was wird uns die Zukunft bringen? Im Jahr 2013 waren im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim 2/3 der Feuerwehreinsätze dem Bereich der Technischen Hilfe zuzuordnen. Und auch in Reusch liegen wir heuer im Bereich dieser Quote. In Anbetracht dessen, passt es gut ins Bild, dass wir im Frühjahr zum ersten Mal nach 12 Jahren wieder eine Bronzegruppe zur Leistungsprüfung „Die Gruppe im Hilfeleistungseinsatz“ stellen konnten.


Wir kämpfen ebenfalls mit den Kinderkrankheiten des Digitalfunks, der nun auch in Bayern flächendeckend eingeführt wird und sehen mit offenen Augen die offensichtlich durch den Klimawandel verursachte Hochwassergefahr, die an sich mit dem Bau des Frankenberger Landschaftsees in den 1990er Jahren ausgerottet schien.


So sind wir doch in Reusch im Großen und Ganzen, was die Mannschaftsstärke, die Führungsgruppe und die vorhandenen Einsatzmittel betrifft recht gut aufgestellt. Doch natürlich wissen wir alle, warum wir beständig üben: Der nächste Einsatz kommt bestimmt.

 

Auszüge aus der Festschrift „150 Jahre Feuerwehr Reusch“ verfasst von Willi Fritz, 1988

Geschrieben und überarbeitet von Martin Pfuff, 2. Kommandant im Juli 2014

 

Unsere Kommandanten (Vergangenheit - Heute)

1876 – 1909 Ludwig Veeh
1910 – 1914  Georg Bibelriether
1915 – 1918 Leonhard Liebberger
1919 – 1939  Hans Gronbach
Während des 2. Weltkriegs bestand als Notfeuerwehr eine Frauengruppe  unter Führung  von Luise Kugler
1945 – 1950 Hans Trummer
1951 – 1953  Hans Ehrmann
1954 – 1957 Philipp May
1958 – 1968 Heinrich Rienecker
1968 – 2002 Hans-Peter Heinz (seit 2002 Ehrenkommandant)
2002 – 2008 Robert Herbst
seit 2008 Jürgen Lang

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